Detailaufnahme einer verfüllten Lücke in einer Stahlbetondecke
Quelle: Joachim Müller

Planung | Ausführung 23. Januar 2024 #verbockt: Mut zur Lücke!

Lücken in Stahlbetondecken mit brennbarer Dämmung verfüllt

Fehler passieren immer wieder – auch im Brandschutz. Wir stellen in der Beitragseihe #verbockt Mängelbeispiele vor und zeigen Lösungsmöglichkeiten auf. Dieser Fall wurde vom Prüfsachverständigen Joachim Müller eingesandt: In einem mehrgeschossigen Wohngebäude führen die Rettungswege über offene Gänge zu den notwendigen Treppenräumen. Dort wurden Lücken in den Stahlbetondecken mit brennbarer Dämmung verfüllt.

Das Problem:

In einem mehrgeschossigen Wohngebäude führen die Rettungswege über offene Gänge zu den notwendigen Treppenräumen. Die im Bereich der „Laubengänge“ auskragenden Stahlbetondecken wurden als Fertigteile mit bereits integrierten sog. „Isokörben“ zur thermischen Trennung ausgeführt, die auf der Baustelle in die Ortbetondecke einbetoniert wurden. Durch die statisch-konstruktive Anordnung der Isokörbe entstanden Lücken zwischen diesen Bauelementen von ca. 20 bis 50 cm Länge. Die sehr zahlreichen und unregelmäßig angeordneten Lücken wurden mit druckfester Dämmung als „verlorene Schalung“ ausgefüllt. Leider hat die ausführende Firma ohne Rücksprache eine brennbare Dämmung verwendet.

Die Stahlbetonplatten der auskragenden, offenen Gänge bilden die Verlängerung der Geschossdecke und müssen dieselbe Feuerwiderstandsdauer wie die Decke aufweisen. Hinsichtlich der Standsicherheit war die Anforderung zwar erfüllt. Im Bereich der zahlreichen Stellen mit brennbarer Dämmung musste jedoch ein punktuelles Durchbrennen und damit eine Gefährdung der Flucht- und Rettungswege oberhalb des vom Brand betroffenen Geschosses befürchtet werden.

Die fehlerhafte Ausführung betraf drei Geschosse auf insgesamt rund 280 m Länge!

Die Lösung:

Für das WDVS wurde jetzt eine nichtbrennbare Dämmung gewählt. Mit 200 mm Dämmstoffdicke ergab sich dann eine 80 mm dicke Überlappung der „Problemstellen“. Die wache Bauleitung hat das Problem erkannt. Der Nachweisersteller und der Prüfer haben die Lösung erarbeitet. Der Bauherr hat den Mehrwert gerne bezahlt.

Verbockt und Glück gehabt.

Was ist die Beitragsreihe #verbockt?

Ob in der Planung, bei der Umsetzung oder im Betrieb: Mängel beim vorbeugenden Brandschutz sind nicht selten und immer sicherheitsrelevant. Mit der Beitragsreihe #verbockt wollen wir für typische Mängel sensibilisieren und Lösungen aufzeigen.

Haben Sie auch einen "verbockten" Fall in ihrem Berufsalltag?
Schreiben Sie uns! Einsendungen sind immer willkommen unter redaktion.feuertrutz@rudolf-mueller.de

zuletzt editiert am 23.01.2024